50 Jahre fintouring

Ein Interview mit Daniel



Erschienen in der Kipinä 185 (Dezember 2023)

Am 06.12.1973 wurde fintouring gegründet – laut damaligem Handelsregistereintrag ein Unternehmen, das „Veranstaltungen von Pauschal-Urlaubsreisen mit dem Schwerpunkt Skandinavien“ durchführen würde.

Zum Anlass des 50. Geburtstages des DFG-Mitglieds fintouring führte Martin Hadler ein Interview mit dem heutigen Geschäftsführer Daniel Lang. Der Beginn ist in der Kipinä 185 (Dezember 2023) abgedruckt.


Fotos_fintouring

Ferienhauskatalog von fintouring aus dem Jahr 1974/75 (li.) und aus 2023 (re.)


1973 war ein bewegtes Jahr. Am 7. Januar 1973 begannen offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Finnland, da sich abzeichnete, dass die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik in die Vereinten Nationen aufgenommen werden würden. Dies geschah schließlich am 18. September 1973 (Finnland wurde bereits 1955 Mitglied). Am 23. September 1973 wurde die bundesweite, flächendeckende Einführung der Notrufnummern 110 und 112 beschlossen. Auf Grund der Ölkrise galt am 25. November 1973 und den folgenden drei Advent-Sonntagen ein bundesweites Fahrverbot. Und schließlich: fintouring wurde am 06.12.1973 gegründet – laut damaligem Handelsregistereintrag ein Unternehmen, das „Veranstaltung von Pauschal-Urlaubsreisen mit dem Schwerpunkt Skandinavien“ durchführen würde. Zum Anlass des 50. Geburtstages des DFG-Mitglieds fintouring hat Martin Hadler ein Interview mit dem heutigen Geschäftsführer Daniel Lang geführt.


Daniel, Du selbst (wenn ich das sagen darf) warst zu dem Gründungszeitpunkt erst 4 Monate alt. Daher gleich die erste Frage: Wer hat denn damals die Idee gehabt, Urlaube in Finnland professionell zu organisieren? Wie kam es dazu und was habt Ihr verkauft/vermittelt?

Sven und Regine Fritsche fuhren 1972 in ein Ferienhaus, das sie über das Touristenbüro in Lappeenranta gebucht hatten. Die Buchung war schwierig und es gab auch nicht alle gewünschten Informationen. Da die beiden sich gern selbstständig machen wollten, entstand hier eine neue Idee.

Über die Tourismusinformationen der Städte erhielt fintouring die Ferienhäuser, Kontingent und Provision gab es jedoch auch nicht. Der erste Katalog wurde von Regine mit der Schreibmaschine geschrieben, aber immer mit Foto und Grundriss der Ferienhäuser. Das war bei anderen Anbietern nicht so. Im Sommer 1977 besuchte Regine die Ferienhauseigentümer und machte die Verträge direkt mit ihnen. Das bedeutete Kontingente und günstigere Preise. Das legte den Grundstock für das spätere Angebot mit über 400 Ferienhäusern.

Anfang der 80er Jahre entwickelte die Firma Nixdorf zusammen mit fintouring ein spezielles Programm mit Kontingentverwaltung, Reisebestätigung und Rechnung, Reiseunterlagen und automatischer Verbuchung. Auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin (ITB) wurde ein Nixdorf Computer mit diesem Programm auf dem fintouring-Stand vorgestellt.


Wie kam der Name auf „fintouring“ und nicht etwa „skantouring“, wenn Ihr auch Reisen nach Skandinavien angeboten habt?

Es waren am Anfang nur Reisen in Ferienhäuser in Finnland geplant. Der Schwerpunkt Finnland ist bis heute geblieben. Der Name stellt daher unsere Verbindung insbesondere nach Finnland dar. Wir haben mit "polarlichtexpress" seit 2019 eine neue Marke etabliert, die Reisen mit Direktflügen zum Polarlicht anbietet - hierüber gibt es auch Angebote für den schwedischen und norwegischen Teil Lapplands.


Ich kann mir vorstellen, dass es damals nicht ganz so einfach war, von (West)Deutschland nach Finnland zu reisen. Ich selbst brauchte 2009 mit der Schnellfähre von Rostock nach Helsinki 27 Stunden. Aber wie ging das in den 70er Jahren und wie lange hat die Reise damals gedauert, denn Fliegen war ja noch nicht drin?

Anfangs fuhren drei Schiffe von Travemünde nach Helsinki: Finnland, Finnhansa und Finnpartner. Diese Schiffe waren ganze 2,5 Tage unterwegs. Kabinen und Autoplätze waren sehr begrenzt. In den Sommermonaten reichte das oft nicht aus.

Die Wende kam 1977 mit dem Einsatz der Finnjet. Das erste Gasturbinenschiff der Welt mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50 km/h. Die Überfahrt dauerte nur noch 22 Stunden und die Kapazität war ausreichend. Die Fahrzeit gegenüber den Vorgängerschiffen wurde halbiert! Zur heutigen Zeit benötigt die Fähre ca. 30 Stunden für diese Strecke.

Mit der Finnjet bekamen wir in den Sommermonaten auf allen Abfahrten ausreichende Kontingente. Das war für unsere Expansion entscheidend. Flugreisen wurden wenig gebucht, da die Strecke Hamburg nach Helsinki hin und zurück pro Person rund 1.200,00 DM kostete.


Was waren die Hauptreisezeiten und Lieblingsziele der damaligen Gäste (Sommer oder Winter)?

Die Hauptreisezeit war Juni bis September in Ferienhäuser im Seengebiet. 1980/81 kam der erste Winterkatalog dazu.

Im Winter wurden meistens Reisen in Hotels in Mittelfinnland gebucht. Die Nachfrage war anfangs gering und Lappland überhaupt nicht im Gespräch. Auch mit Huskys wollte damals kaum jemand eine Safari machen. Und die Nordlichter, die heute jeder einmal im Leben gesehen haben will, waren noch kaum bekannt.


Was waren die Hauptattraktivitäten, die Eure Gäste in den letzten Jahrzehnten gebucht haben? Was hat sich in dem Zuge zu den heutigen Reisegewohnheiten verändert?

Nun - für den Sommer ist es weiterhin der Ferienhausurlaub; selten mit Aktivitäten kombiniert. Deutsche Urlauber buchen in der Regel keinen Angelausflug, sondern sind selbständig mit dem Ruderboot unterwegs.

Sonst sind es oft Rundreisen im Sommer - gerne dann mit dem Nordkap als Ziel. Oft wird auch eine Nacht in der Bärenbeobachtungshütte im Osten Finnlands in die Rundreise mit eingebaut.

Die letzten zwei Jahrzehnte kam dann immer mehr der Winter in Lappland in den Fokus. Vor allem dank Social Media. Das hat viele Leute dazu gebracht, einmal im Leben zu den Nordlichtern zu reisen. Gespickt sind die Winterreisen dann fast immer mit exotischen Safaris rund um Husky-, Rentier- und Motorschlitten.


Kann man das eigentlich zählen: Wie viele Gäste habt Ihr seit 1973 nach Finnland gebracht?

((lacht)) Nicht wirklich genau - aber in den sechsstelligen Bereich kommen wir hier deutlich.


Daniel, Du bist seit 2004 Geschäftsführer von fintouring mit nunmehr zehn Angestellten. Wie kam es dazu?

Ich kam 2002 dazu, nachdem ich schon bei verschiedenen Stationen im Tourismus gearbeitet habe. Zum Glück war ich schon so früh mit dabei. Da konnte ich noch wertvolle Erfahrungen sammeln. 2004 musste ich dann nach dem Tod von Firmengründer Sven Fritsche sehr schnell mit meiner Frau Tina die Geschäftsführung übernehmen.


Das heißt, Tina und Du reist selbst auch regelmäßig nach Finnland? Wie sieht es denn mit der finnischen Sprache bei Euch aus?

Ja, wir verbringen jeden Sommer in unserem Ferienhaus in Finnland. Das liegt im schwedisch sprechenden Teil von Finnland. Meine Frau und die Kinder sprechen nach einem Auslandsjahr perfekt schwedisch. Ich war damals „Wanderarbeiter“ und verstehe schwedisch auch gut - das Sprechen reicht dort zum Überleben. ((lacht))

Finnisch verstehen wir auch einige Brocken - vor allem wenn es um bekannte Themen geht. Bei uns arbeitet aber seit jeher eine finnisch sprechende Mitarbeiterin, damit sich vor allem Ferienhauseigentümer in ihrer Sprache mit uns austauschen können.

Regine erzählt auch immer wieder gerne eine Geschichte, als sie annahm, gut Finnisch zu sprechen:

Bei einem Besuch eines Ferienhauseigentümers fehlte der Dolmetscher. Sie hatte vorher brieflich darum gebeten. Also fragte sie direkt ins Finnische übersetzt: „tulkki tulee?“ Wie im Deutschen am Ende mit angehobener Stimme.

Der Eigentümer antwortet: "Jo, jo" und bot ihr Kaffee an. Sie warteten über eine Stunde. Sie wiederholte ihre Frage und von ihm kam wieder „jo, jo“. Sie wurde ungeduldig und rief eine finnische Freundin an, die auch gleich kam, um zu übersetzen.

Der Eigentümer hat die ganze Zeit die Ruhe bewahrt und sich gefreut, dass Hilfe kam. Eine ganze Zeit später wurde ihr klar, dass sie immer gesagt habe: „der Dolmetscher kommt“ und der kam ja auch schließlich. Sie hatte die finnische Frageform mit der Endung „ko“ nicht berücksichtigt. Richtig wäre gewesen „tuleko tulkki“.


Ja, das Finnische birgt so manche Besonderheiten.

Was war denn das skurrilste und lustigste Erlebnis bei Euren Reisen?

Dass mir gleich bei der ersten Fahrt in den finnischen Sommer im Jahr 2000 ein riesiger Elch vor dem Auto entlanggelaufen ist! Sowas sieht man nicht alle Tage.

Zum Schmunzeln bringen uns auch schon mal Anrufe von Ferienhausurlaubern, wenn z.B. eine Kuh zum Fenster rein schaut, der Rasen nicht gemäht ist oder einmal hatten sich Kunden beschwert, dass direkt bei deren Ferienhaus ein Dieselgenerator laufen muss - es sei so laut. Wir kennen die Häuser ja alle persönlich, von daher wussten wir: Nein, ein Generator kann es nicht sein. Ich bat darum, dass man das Handy einmal zu dem Geräusch halten möge ... und da wir auch gerade draußen auf der Terrasse saßen, hatten wir ungefähr das gleiche Geräusch. Nur nicht so intensiv ... es sind einfach riesige Mückenschwärme, die bei absoluter Ruhe schon einmal dafür sorgen können, dass man denkt, da muss ein Dieselgenerator laufen. Aber man hört einfach auch alles in dieser atemberaubenden Ruhe viel intensiver ... so wie ein Sternreporter einmal bei einer Reportage aus einem Mökki schrieb: „Hier ist es so ruhig - hier hört man die Ameisen am Totholz nagen.“.

Lustig war auch nach dem Ausstrahlen einer Lappland Traumschiff-Folge, dass einige mit dem Schiff nach Rovaniemi reisen wollten ... im Winter. Die waren dann überrascht zu erfahren, dass Rovaniemi nicht am Meer/Ostsee liegt und man zu der Zeit bis in den Finnischen Meerbusen einen Eisbrecher braucht. Da sieht man, was uns die Medien manchmal vorgaukeln.


fintouring ist seit 2010 DFG-Mitglied. Was hat Euch dazu bewogen Mitglied zu werden?

Weil wir die Arbeit der menschen- und völkerverbindenden Organisation DFG wichtig fanden und finden. Ich glaube wir kamen zusammen, nachdem wir auf einer DFG-Veranstaltung in Gera gemeinsam ausgestellt hatten ...


Ihr seid zugleich auch Partner der DFG. Welche Vorteile und Sonderkonditionen haben DFG-Mitglieder, wenn sie mit Euch verreisen?

Über unsere Mökki-Vermieteragentur https://fintouring24.com/ gibt es 5 % Ermäßigung auf alle Ferienhäuser in Finnland bei Direktbuchung und 20 % Ermäßigung auf die fintouring -Reiseversicherungen ohne Selbstbehalt.

Über unsere fintouring Stammfirma in Burgwedel gibt es auf alle Reiseveranstalterleistungen:

5 % Ermäßigung auf alle Hotels und Appartements bei Direktbuchung und ebenfalls 20 % Ermäßigung auf die Reiseversicherungen.


Im Oktober 2024, wenn wir unser 50. Jubiläum feiern, möchten wir eine DFG-Reise* nach Finnland mit Euch gemeinsam unternehmen. Was denkst Du, wie wird sich das Reiseverhalten zwischen Finnland und Deutschland entwickeln – wo werden die Schwerpunkte in den kommenden Jahren liegen?

Es gibt einige Änderungen, die man beobachten kann. Zum einen werden nach Corona weiterhin Reisen nachgeholt, die man schon immer mal machen wollte. Da gehört in ganz vielen Köpfen das Nordlichterlebnis dazu - was wiederum viele Menschen nach Lappland und über unseren „polarlichtexpress“ zu uns führt.

Zum anderen wird es weniger Kurzreisen geben - aus ökologischen Gesichtspunkten - aber auch wirtschaftliche Aspekte spielen eine Rolle. Nur noch wenige können und wollen sich eine 3. oder 4. Reise im Jahr leisten.

Der Haupturlaub wird daher wieder wichtiger. Der gemeinsamen Zeit mit der Familie wird wieder ein größerer Wert beigemessen - das ist wiederum die Zielgruppe, die dann gerne in unsere Ferienhäuser kommt.

Und (das muss jeder für sich bewerten) es gibt wieder viel mehr Kreuzfahrtreisen - durch den Klimawandel jetzt vermehrt in den Norden. Auch andere potenzielle Urlauber aus dem Süden wird es in Zukunft mehr in Richtung Skandinavien ziehen - wer aber ohne Sonne und Strand nicht leben kann, wird trotzdem weiterhin den Süden bevorzugen.


Zum Schluss: Hast Du einen Geheimtipp für einen Wander- und Winterfreund (aber ohne Skifahren) wie mich (vorzugsweise in Lappland), den ich unbedingt besuchen sollte?

Na, da fällt mir was Passendes ein: Vor ein paar Jahren erreichte uns eine Erfindung aus Finnland, die es dem naturverbundenen Urlauber ermöglicht auch abseits der Pisten und ohne Skifahrerfahrung unterwegs zu sein. Ein Mittelding zwischen Schneeschuhen und Waldskiern: Relativ kurze Skier mit fest verbauten Fellen darunter, die man mit ganz normalen Winterschuhen nutzen kann.

Damit kann man mitten rein in die finnische Natur und so auch wandern abseits des festgetretenen Untergrunds. Das kann man z.B. wunderbar in der Region um den Ylläsberg machen oder auch beim Pyhä-Luosto Nationalpark.

Wenn Du Dich so gar nicht auf irgendeine Art von Skiern stellen möchtest, dann wären noch Fatbikes mit und ohne elektrischen Antrieb eine Idee. Da gibt es mittlerweile Fahrradwinterwanderwege in Ylläs und Iso-Syöte.

Vor allem aber ist das Besondere am finnischen Winter, dass man so viele unterschiedliche Dinge erleben kann. Ganz lustig für Jung und Alt ist auch die längste Winterrodelbahn Finnlands - ganz weit im Norden auf dem Kaunispää bei Saariselkä startet die.

((lacht)) Na dann ist der nächste Urlaub ja schon geplant.


Vielen Dank, Daniel für Deine Zeit und nun nochmal offiziell und im Namen der Deutsch-Finnischen Gesellschaft: Herzlichen Glückwunsch zu Eurem 50. Jubiläum! Wir wünschen Euch weiterhin viele freundliche Gäste, die zufrieden und mit großartigen Eindrücken aus Finnland zurückkommen. Onnea!


Interview: Martin Hadler / 05.09.2023


* Anfang Oktober, voraussichtlich vom 03.-06.10.2024, werden wir wieder eine DFG-Reise nach Finnland unternehmen. Anlässlich der 50-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Celle und Hämeenlinna im Jahr 2022 werden wir Hämeenlinna, eine mittelalterliche Stadt mit der über 700 Jahre alten Burg aus rotem Backstein, besuchen. Aktuell stecken wir in den Reiseplanungen. Im Frühjahr 2024 werden wir die genauen Informationen veröffentlichen.


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Ferienhauskatalog von fintouring aus dem Jahr 1974/75 (li.) und aus 2023 (re.)